Wallenhorst. Solange die Wetterfrösche Nachtfröste verkünden, bleiben die richtigen Frösche in ihren Winterquartieren. Einmal wurde der Aufbau der Schutzzäune bereits verschoben, weil es einfach noch zu kalt war. Doch in diesen Tagen ist es so weit: Freiwillige Helfer von Umweltgruppen errichten im Landkreis Fangzäune entlang der Straßen, die von Kröten, Fröschen und Molchen auf ihrer Wanderschaft zu den Laichplätzen sonst unter höchster Lebensgefahr gekreuzt würden.
Seit 17 Jahren kümmert sich die Wallenhorster Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) um die Hollager Amphibien, unterstützt vom Umweltbeauftragten der Gemeinde, Udo Stangier. „Im Wäldchen oberhalb der Brockhauser Straße überwintern Erdkröten, Grasfrösche und Teichmolche in irgendwelchen Höhlen oder verlassenen Mäusegängen“, erklärt Diplom-Biologin Ursula Feldmann, Leiterin der BUND-Geschäftsstelle. „Wenn die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, erwachen sie aus ihrer Winterstarre und entwickeln Frühlingsgefühle.“ Die haben natürlicherweise mit der Fortpflanzung zu tun. Die Tiere machen sich auf den Weg zu einem stehenden Gewässer, das sie zum Ablegen des Laichs brauchen.
„Die Kröten lieben keine Experimente, sondern sind ausgesprochen standorttreu“, weiß Tobias Demircioglu, Jugendleiter im Naturschutzbund (NABU), der mit einer Umwelt-Kindergruppe aus Georgsmarienhütte dazugekommen ist, um beim Einpflocken der Zäune und beim Einbuddeln der Fangeimer zu helfen. Die Tiere suchten immer wieder dieselben Laichplätze auf. Von daher lasse sich ihre Wanderstrecke genau vorhersehen, und leider auch die tödlichen Gefahren, die ihnen drohen, wenn sie dabei eine Autostraße überqueren müssen. Die Schutzzäune halten sie davon ab. Die Kröten ändern ihren Kurs, kriechen am Zaun entlang und fallen nach spätestens 20 Metern in einen der Fangeimer, die die NABU-Kids fachgerecht eingebuddelt haben. Ehrenamtliche Helfer – anderswo im Landkreis sind das häufig auch Pfadfinder, Feuerwehrleute oder Mitglieder von Heimat- und Wandervereinen – sammeln die Tiere ein und bringen sie über die Straße oder direkt zu dem anvisierten Laichgewässer.
In Hollage ist das ein Teich auf dem ehemaligen Spülfeld südlich der Hollager Schleuse. Der Grundeigentümer, Landwirt Heinrich Bergmann, hat den Umweltgruppen das Biotop zur Aufsicht überlassen. Bis 2005 wurden Jahr für Jahr bis zu 1300 Amphibien gezählt. Doch dann brachen die Zahlen ein, 2008 waren es nur noch 83. Als Schuldige wurden Barsche, Karpfen und Rotaugen ausgemacht. Man vermutet, dass Angler illegal Fischbestände aufgebaut hatten.
Bei dem reichen Nahrungsangebot an Kaulquappen und Jungmolchen gediehen die bestens. In einer spektakulären Aktion wurde im Jahr 2007 der Teich mithilfe der Feuerwehr leer gepumpt, alle Fische eingesammelt und anderswo wieder ausgesetzt. Seitdem erholt sich die Amphibien-Population langsam.
Sperren respektieren
„Mit etwas Glück kommen wir in diesem Frühjahr vielleicht wieder auf 300, denen wir über die Straße helfen können“, schätzt Feldmann. Sie bittet die Autofahrer, die eingerichteten Straßensperren rund um die Hollager Schleuse zu respektieren, damit es nicht zu unnötigen weiteren Verlusten der bedrohten Arten komme.