Neue Streuobstwiese im Südkreis geplant              NI,  1/2004, 20. Jahrgang

Überall blühende Flecken und Wiesen im Südkreis und in den anderen Teilen des Landkreises - wie in die Landschaft "gestreut". Streuobstwiesen: Dieses Bild war bis in den fünfziger Jahren prägendes Element unserer Landschaft. Neben diesem landschaftsästhetischen Wert war der Obstbaum, wichtiger Bestandteil der regionalen Versorgung mit Obst und die Wiese Teil extensiver Weise- und Wiesenkultur. Die ökologische Bedeutung ist dabei vielseitig: Artenreichtum in ganzer Bandbreite, insbesondere durch den Ökoton-Effekt, Kleinklimaschutz, Grundwasserschutz und Biotop-Verband-Funktion. Doch warum hat sich das Bild so radikal gewandelt? Selbstverständlich ist der Nutzen der Obstbäume für die Vermarktung verloren gegangen. Intensive Niederstamm-Kulturen haben zuverlässige und hohe Ernten eingetragen, ein her gehend der Preisverfall, wie es bei fast allen landwirtschaftlichen Produkten fataler Weise der Fall ist. Zudem hat die enorme Siedlungsentwicklung, die Gewerbe- und Industriebebauung ganze Wiesen verschwinden lassen. Mit der Intensivierung der Agrarwissenschafrten hat auch das Interesse an den alten Beständen schnell nachgelassen und die fortschreitende Überalterung der pflegebedürftigen Bäume ließ ganze Bestände dahinsiechen. Eine wertvolle und ästhetisch anerkannte Landschaftskulturform hat in unserer Region fast sein Ende gefunden - lediglich auf landwirtschaftlich nicht nutzbare Flächen und bei nachhaltig denkenden Landwirten und Gärtnern haben sich Reste erhalten können. Kleine Bestände sind vor allem durch kleinkarierte, technisch abgestumpfte Garten- und Gutbesitzer akut bedroht. Möge ihr Blick sich weiten... Doch zurück zu unserem Projekt. An der Grenze Bad Rothenfelde-Hilter soll im Oktober eine ca. 1 ha große Streuobstwiese entstehen. In Zusammenarbeit mit dem Eigentümer der Wiese, dem BUND, einer Schule und der Naturschutzstiftung werden hochstämmige Obstbäume unterschiedlicher Arten in Mitten eines intensiv bewirtschafteten Landschaftsraumes gepflanzt. Doch eine Streuobstwiese benötigt Pflege, es ist ein Kulturgut mit Anspruch. Neben der richtigen Sortenwahl, Pflanzung, Schnitt, Ernte ist auch die Wiese zu beweiden  oder zu schneiden. Die Pflege der Streuobstwiese muss dem Bedürfnis der Nutzer entgegen kommen, um langfristig den Erhalt zu sichern. Naturschützer und Beteiligte werden gemeinsam das Konzept ausarbeiten, um Naturschutz, Landwirtschaft und Umweltethik zu einem Konsens zu bringen.

Matthias Beckwermert



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